Heute bin ich auf den Gamsecksteig gespannt. Ich hoffe das „Zahme Gamseck“ ist schneefrei und die Kletterpartie über den Steig hinunter von der Rax machbar.
Damit ich so weit komme, muss ich erst einmal aus dem Bett. Kurz vor 7 Uhr blicke ich aus dem Fenster und sehe nur weiß. Alles im Nebel. Da bleibe ich lieber etwas länger liegen. Doch bereits 5 Minuten später lässt es mich nicht los und ich schaue noch einmal hinaus. Siehe da: blauer Himmel.
Also flott raus, rein in die Klamotten und runter zum Frühstück. Wie ich gestern schon gesagt habe, das Karl-Ludwig-Haus ist eine echte Empfehlung: Müsli, Joghurt, Obst, frisch gepresster Orangensaft, Espresso, Eierspeise … ich probiere alles. Mit vollem Bauch starte ich in den heutigen Tag. Die Sicht ist sehr bescheiden, da der Nebel den gesamten oberen Bereich des Berges eingehüllt hat. Das ändert sich nicht beim Aufstieg zur Heukuppe, welche mit 2.007 Metern die höchste Erhebung der Rax ist. Am Gipfel des Berges erinnert ein Denkmal an die in den beiden Weltkriegen gefallenen oder am Berg gestorbenen Mitglieder des ÖTKs. Ich wandere weiter und komme schließlich zum Einstieg des Gamsecksteiges. Der Steig ist gut mit Seilen und Tritthilfen gesichert, so sind die Kletterstellen gut zu bewältigen. Lediglich bei einigen Altschneefeldern, die sich hartnäckig in Rinnen halten, muss ich besonders aufpassen. Unangenehm sind zwei Stellen, wo die Sicherungen komplett unter dem Schnee verschwinden. Hier muss ich mir Stufen in den harten Schnee schlagen, um diese Bereiche queren zu können.
Nach dem Steig geht es bei schönem Wetter gemütlich durch den Wald, vorbei an der Gamsecker Hütte und schließlich hinunter bis zum Naßkamm, einem Sattel zwischen Rax und Schneealpe. Ich gönne mir eine kurze Pause, bevor ich den sehr steilen und schweißtreibenden Aufstieg bis zur Lurgbauerhütte beginne. Oben angekommen ist gleich die nächste Pause fällig. Der Weg hinüber zum Schneealpenhaus ist ein Spaziergang, da er ohne wesentlichen Höhenunterschied und SCHNEEFREI in einer Stunde bewältigt ist. Ich bin erstaunt, wie viel Schnee in nur 14 Tagen geschmolzen ist. Ich denke noch mit Ehrfurcht an meine letzte Tour auf der Schneealpe zurück. Super ist natürlich auch, dass die Hütte heute offen hat. So bekomme ich eine ordentliche Portion Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödel serviert. Für den Abstieg von der Schneealpe muss ich heute nur eine dreiviertel Stunde bis zum Parkplatz beim Kohlebnerstand wandern. Auf den letzten 15 Minuten erwischt mich ein Gewitter und ich komme nass wie ein Pudel bei meinen Eltern an, die mich mit dem Auto abholen.
Die Tour im Überblick
Tourverlauf: Karl-Ludwig-Haus (1.804 m) – Heukuppe (2.007 m) – Zahmes Gamseck – Gamsecker Hütte (1.327 m) – Naßkamm (1.210 m) – Lurgbauerhütte (1.746 m) – Schneealpenhaus (1.784 m) – Parkplatz Kohlebnerstand (1.450 m)
- Schwere Tour
- 15 Kilometer
- 6 Std Gehzeit
- 7 Std 40 Min gesamt inkl. Pausen
- Aufstieg: 895 m
- Abstieg: 1.245 m
- Höchster Punkt:
Heukuppe (2.007 m) - Niedrigster Punkt:
Naßkamm (1.210 m) - Wetter: bewölkt, sonnig, Regen, 15 Grad
Meine Bewunderung steigt und steigt! Bei den Fotos bekomme ich daheim am Sessel schon Schwitzhände und Nervernflattern.