Wir haben heute weit mehr geschafft, als wir uns beim Frühstück noch vorgestellt haben. Bei herrlichem Wetter starten wir in Boden hinauf zur Hannauer Hütte. Dort beschließen wir kurzfristig nicht zur Steinseehütte, sondern trotz Gewitterwarnung direkt zur Württemberger Hütte zu wandern.
Vom Gasthof Bergheimat in Boden wandern wir über die Brücke des Fundaisbaches und weiter zum Angerlebach, den wir flussaufwärts bis zum Angerleboden folgen. Bereits in der Ferne ist auf einer Anhöhe die Hanauer Hütte zu sehen. Wir wandern bis zum Talschluss und steigen anschließend über die Winterroute bis zur Hütte auf. Der Normalweg ist wegen Bauarbeiten gesperrt.
Auf der Hanauer Hütte essen wir eine Kleinigkeit und informieren uns über den Weiterweg. Der Hüttenwirt und Wanderer aus der Region erzählen uns, dass bei der Dremelscharte am Weg zur Steinseehütte und bei der Roßkarscharte sowie beim Gebäudjoch die am Weg zur Württemberger Hütte zu meistern sind, noch viel Schnee liegt. Wir sollen lieber den Weg Nr. 621 bzw. später 627 direkt zur Würtemberger Hütte wählen, da hier nur eine schwierige Scharte zu überqueren ist.
Keine leichte Entscheidung: zur Steinseehütte sind es nur mehr 3 Stunden, der alternative Weg dauert mindestens 6 Stunden. Auch sind für späteren Nachmittag Gewitter angesagt. Wir entscheiden uns trotzdem für den längeren Weg, da hier vermutlich weniger Schnee liegt und die Strecke morgen dafür kürzer ist.
Nach ca. 1 Stunde Aufstieg am Weg 621 Richtung Parzinnseen beginnt es zu regnen. Ich fluche wie ein Rohrspatz. Sollen wir umdrehen? Nein, ein Stück gehen wir noch. Vielleicht hört es wieder auf. Tatsächlich wird der Regen nach 15 Minuten weniger. Wir kommen am Parzinnsee vorbei und steigen auf zum Gufelseejoch, wo wir einen schönen Blick auf den Gufelsee haben. Beim Abstieg treffen wir auf einen Bergsalamander, den ersten von zehn weiteren, denen wir begegnen.
Am Weg zur Hinteren und Vorderen Gufelalpe wechseln sich Regen und Nieseln ständig ab. Doch nun sind wir so weit, dass unser Wandervorhaben nicht mehr durch die theoretische Frage des Umkehrens gefährdet ist. Etwas Sorgen macht uns das Grollen des Gewitters, welches in weiterer Ferne niedergeht. Mit eisernem Willen trotzen wir dem Wetter und kommen zum Bittrichsee, wo der Aufstieg zur Bitterscharte beginnt. Alles ist mit Schnee zugedeckt. Nur an einzelnen Stellen sieht man, dass sich unter dem Schnee ein großes Geröllfeld befindet. Es geht steil und rutschig nach oben. Martina bekommt es mit der Angst zu tun, kämpft sich aber tapfer Schritt für Schritt weiter. Wir sind beide heil froh, als wir zu den Seilsicherungen kommen, die sich kurz vor der Scharte befinden, und somit sicher den Übergang meistern.
Hinter der Scharte liegt zwar auch viel Schnee, aber die Landschaft ist sanfter und somit gut begehbar. Über einen langen Abstiegsweg über Schneefelder und Steige kommen wir schließlich gut bei der Württemberger Hütte an. Wir ergattern die letzten beiden Lagerplätze und schlafen nach einem leckeren Kaiserschmarrn tief und fest die ganze Nacht.
Die Tour im Überblick
Tourverlauf: Boden (1.356) – Hannauer Hütte (1.922 m) – Parzinnseen (2.322 m) – Gufelseejoch (2.375 m) – Gufelsee (2.281 m) – Bittrichsee (2.250 m) – Bitterscharte (2.525 m) – Württemberger Hütte (2.220 m)
- Schwere Tour
- 17 Kilometer
- 9 Std Gehzeit
- 10 Std 15 Min gesamt inkl. Pausen
- Aufstieg: 1.680 m
- Abstieg: 801 m
- Höchster Punkt:
Bitterscharte (2.525 m) - Niedrigster Punkt:
Boden (1.356 m) - Wetter: sonnig, bewölkt, Regen, nieseln, 18 Grad
- Mitgewandert: Martina
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