Wir lernen heute, dass die Zeitangaben in den Lechtaler Alpen nicht immer ernst zu nehmen sind. Für den Weg zur Memminger Hütte sind 4 Stunden Gehzeit angegeben, wir brauchen dafür mehr als 6. Die Tour ist anstrengend und wird durch den vielen Altschnee vom letzten Winter zusätzlich erschwert.
Direkt vom Württemberger Haus gehen wir über einen steilen Wiesenhang zu einem Schuttkar, welches größtenteils mit Schnee bedeckt ist. Beim Aufstieg zur Großbergspitze wechseln sich steile Altschneefelder und mit Seilen gesicherte Felsensteige ab. Bereits hier haben wir prächtige Fernblicke auf die umliegenden Berge.
Über einen felsigen und meist mit Schnee bedeckten Grat gelangen wir zum Großbergkopf mit seinem Gipfelkreuz. Das obligatorische Gipfelfoto wird natürlich gemacht, bevor es über Fels und Schutt sehr ausgesetzt hinab zum Großbergjoch geht. Zu Beginn des Abstieges ist noch ein kurzes, aber steiles Altschneefeld mit Vorsicht zu queren.
Die folgende Seescharte erreichen wir leicht steigend über einen Hang, der abwechseln über Geröll und Schnee zu begehen ist. Der erste kurze Abstieg von der Scharte ist mit Stahlseilen gesichert. Doch diese sind teilweise aus der Verankerung gerissen. Wir haben am Vorabend auf der Württemberger Hütte von einem Bergkameraden, welcher unseren heutigen Weg in umgekehrter Richtung gegangen ist, erfahren, dass ein Wanderer an dieser Stelle abgerutscht ist. Zum Glück ist er nur leicht verletzt. Wir sind jedenfalls vorgewarnt und daher besonders vorsichtig. Wir steigen ohne Probleme wieder über Geröll und Schnee zum Mittleren Seewisee ab. Dieser ist komplett mit Schnee und Eis zugedeckt und beginnt erst langsam aufzutauen. Das sieht bei dem schönen Wetter besonders prächtig aus, da das darunter befindliche Eis bei den kleinen aufgetauten Stellen hellblau leuchtet.
Der Untere Seewisee ist bereits vollständig vom Schnee befreit. Auch der Wanderweg ist hier schneefrei. So können wir die letzten Minuten zur Memminger Hütte auf gemütlichem Weg spazieren. Müde und sehr hungrig kommen wir bei der Hütte an. Wir kaufen uns sofort Nudeln mit Tomatensauce und einen Apfelstrudel, später noch Chili con Carne. Erst dann sind wir satt und können uns langsam auf den Abend vorbereiten.
Die Memminger Hütte ist gut besucht, was den warmen Wasservorrat schnell zu Ende gehen lässt. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als mit kaltem Wasser zu duschen. Ich dachte mir friert die Kopfhaut ein … vom Rest ganz zu schweigen.
Gegen Abend setzen wir uns in die Gaststube und überlegen wie es weiter gehen soll. Die heutige Etappe war mit 4 Stunden angegeben. Keiner den wir getroffen oder mit denen wir gesprochen haben, hat dies geschafft. Mindestens 5 bis 6 Stunden wird für die Etappe benötigt. Wir haben über 6 Stunden gebraucht. Die nächsten 7 der 8 Tagesetappen bis nach Bregenz sind gleich schwierig wie heute. Und da sind im Wanderbuch Tagesgehzeiten von teilweise über 10 Stunden angegeben. Der Schnee, der noch immer zahlreich vom letzten Winter liegt, macht jede Strecke noch herausfordernder und unberechenbarer.
An unserem Tisch sitzt zufällig ein Wanderer aus Deutschland, der unsere Diskussion mithört. Er ist gerade von Bregenz zur Memminger Hütte gewandert, jedoch auf dem Europäischen Fernwanderweg E5. Er erzählt uns einiges über die einzelnen Tagesetappen, die leichter zu bewältigen sind, da die Route in den Allgäuer Alpen und maximal bis auf 2.000 Höhenmetern verläuft. Wir sehen uns seinen Wanderführer an und haben plötzlich eine lohnende Alternative zum ursprünglich geplanten Weg. Wir beschließen noch einmal über alles zu schlafen und morgen Früh zu entscheiden, welchen Weg wir nach Bregenz weiter nehmen.
Die Tour im Überblick
Tourverlauf: Württemberger Hütte (2.220 m) – Großbergspitze (2.635 m) – Großbergjoch (2.493 m) – Seescharte (2.599 m) – Memminger Hütte (2.242 m)
- Schwierige Tour
- 9 Kilometer
- 6 Std 20 Min Gehzeit
- 6 Std 50 Min gesamt inkl. Pausen
- Aufstieg: 686 m
- Abstieg: 671 m
- Höchster Punkt:
Großbergspitze (2.635 m) - Niedrigster Punkt:
Württemberger Hütte (2.220 m) - Wetter: sonnig, 25 Grad
- Mitgewandert: Martina
By the way: Absolut Ge…. lungene Fotos!!! Ich will da gleich mitgehen, wenn ich nicht so Höhenangst hätte. Die Panoramabilder sind ein absoluter Traum.
Happy birthday to you, happy birthday to you,
happy birthday – lieber Harald –
happy birthday to youuuuuuuuuuuuuuuuuuu!